Über MINIGOLF

Minigolf:"Der richtige Ball macht im Minigolf alles sehr viel einfacher"


Ferienzeit ist Minigolfzeit. Die Deutsche Meisterin Sarah Schumacher erklärt, wie man den Schläger hält, nicht am Netz verzweifelt und warum sie 90 Bälle dabeihat.

Interview: Christian Spiller

12. August 2023, 16:11 Uhr

 


Wie sieht der perfekte Schlag beim Minigolf aus? Die Deutsche Meisterin Sarah Schumacher erklärt es.



Sarah Schumacher, 23 Jahre alt, ist Deutsche Meisterin und Champions-League-Siegerin im Minigolf. Hier gibt sie Tipps, mit denen man beim nächsten Ausflug eine bessere Runde spielt.


ZEIT ONLINE: Frau Schumacher, was ist der häufigste Fehler, den Sie bei Gelegenheitsspielern beobachten?

Schumacher: Ich sehe oft, dass der Ball nicht richtig getroffen wird. Manche drücken den Ball unbewusst, manche chippen ihn.


ZEIT ONLINE: Wie sieht der perfekte Schlag also aus?

Schumacher: Minigolf hat da etwas Meditatives. Die Abläufe sind immer gleich: Hinstellen, für einen normalen geraden Schlag die Füße parallel halten, die Fußspitzen bilden eine Linie. Diese Linie zeigt die Richtung an, in die man spielt. Der Ball liegt etwas nach vorne versetzt. Idealerweise bilden die zwei Fußspitzen und der Ball ein gleichschenkliges Dreieck.


ZEIT ONLINE: Welche Hand fasst den Schläger oben und welche unten?

Schumacher: Dazu gibt es verschiedene Theorien, was am Ende nichts weiter bedeutet, als dass es jeder machen kann, wie es sich für sie oder ihn am besten anfühlt. Ich selbst spiele auf der linken Seite der Bahn und habe auch die linke Hand unten. Das ist hilfreich, weil die Handgelenke beim Schlag nicht abknicken sollen, sondern steif bleiben. Wenn da die linke Hand unten ist, blockiert und fixiert sie etwas mehr.


ZEIT ONLINE: Okay, und dann?

Schumacher: Locker bleiben. Gerne ein paar Probeschwünge machen. Ich mache die immer über dem Ball. Die Schlagbewegung kommt nur aus den Schultern, nicht aus dem Handgelenk. Die Arme sind also fest und der Schläger muss auch sehr fest gegriffen werden, um die Kontrolle über ihn zu haben. Wackelt man zu sehr herum, was Anfängern relativ häufig passiert, verreißt man den Schlag. Wichtig: durchschwingen. Und den Ball mit der Mitte des Schlägerkopfs treffen.


ZEIT ONLINE: Ich verzweifle stets am Netz. Also an der Bahn mit der Rampe, bei der der Ball ins Netz fliegen muss.

Schumacher: Da ist der Schwung sehr wichtig. Im Prinzip muss man ja nur gerade spielen, allerdings bei richtigem Tempo. Hier kommen nun die Bälle ins Spiel. Der richtige Ball macht im Minigolf alles sehr viel einfacher. Um das Netz mit einem Ass zu schaffen, ist es von Vorteil, einen harten Ball zu spielen, weil der viel besser über die Rampe rollt. Wer auf seiner Anlage nur einen Ball bekommt, meistens einen weichen, der wird sich schwerer tun.


ZEIT ONLINE: Welcher Ball eignet sich wofür?

Schumacher: Fürs Netz eignet sich wie gesagt ein sehr harter Ball. Das kann man testen, indem man den Ball springen lässt. Je lauter, desto härter. Für andere Hindernisse wie den Vulkan auf Eternit bietet sich ein mittelharter Ball an, der klingt etwas stumpfer. Es gibt aber auch Bahnen, bei denen muss man über Bande spielen, da nimmt man am besten flummiartige Bälle.


ZEIT ONLINE: Wie viele Bälle haben Sie immer so dabei?

Schumacher: Etwa 90, in einer speziellen Tasche. Zu Hause haben wir ein Zimmer voller Minigolfequipment, da liegen sicher 1.000 Bälle.


ZEIT ONLINE: Das heißt, man darf zu Wettkämpfen seine eigenen Bälle mitbringen? Sind die nicht genormt?

Schumacher: Die Bälle sind genormt, es ist aber erlaubt, sie zu präparieren. Es müssen Mindest- und Maximalgrößen eingehalten sein, sonst gibt es aber keine großen Einschränkungen, was die Oberflächen angeht. Die deutsche Nationalmannschaft ist sehr stark, was das Ballmaterial und das Tüfteln angeht. Es geht am Ende darum, für eine Bahn die Kombination aus perfekter Ballvariante und perfektem Schlag zu finden. Im Minigolf können Kleinigkeiten den Unterschied machen, sogar die Temperatur des Balles.


ZEIT ONLINE: Wie bitte?

Schumacher: Wenn wir zum Beispiel über Banden spielen, muss der Ball immer dieselbe Temperatur haben. Ein kalter Ball prallt anders ab als ein warmer Ball. Wenn der Ball nicht perfekt temperiert, also zu kalt oder zu warm ist, kann es sein, dass der Ball nicht reingeht, obwohl der Schlag eigentlich perfekt ausgeführt war.




"Das Mentale macht 80 Prozent aus, der Rest sind Technik und Material"


ZEIT ONLINE: Das heißt, man misst dem Ball vorher die Temperatur?

Schumacher: Ja, die messen wir, indem wir die Bälle springen lassen. Es gibt mittlerweile auch Sprungrahmen, in denen die exakte Sprunghöhe gemessen wird.


ZEIT ONLINE: Wie hält man einen Ball warm und wie kühlt man ihn?

Schumacher: Wir machen das mit Körperwärme. Wir tragen verschiedene Hosenschichten, meistens eine lange Hose, eine kurze Hose drüber und haben noch Socken an der Hose hängen. Dort ist es dann jeweils unterschiedlich warm. Manche haben sogar Heizkoffer dabei – und bei heißen Temperaturen Wassereimer oder Kühlboxen.


ZEIT ONLINE: Wie viel Prozent ist beim Minigolf nun Technik, Konzentration und wie viel Material?

Schumacher: Minigolf ist ein mental extrem fordernder Sport. Ich denke, das macht 80 Prozent aus, der Rest sind Technik und Material.


ZEIT ONLINE: Was macht man, wenn man die ersten drei Schläge auf einer Bahn verhaut und es dann lustlos nur noch hinter sich haben will?

Schumacher: Ich versuche in solchen Augenblicken viel mit Körpersprache und Atemtechnik zu arbeiten. Also tief in den Bauch einatmen. Ich habe gemerkt, dass ich im Flow bleibe, wenn ich achtsam bin, also im Moment bleibe und nicht schon an die nächste Bahn oder eben den verhauenen Schlag denke.


ZEIT ONLINE: Wie viele Asse schaffen Sie im Durchschnitt auf einer Runde?

Schumacher: Das kommt auf die Bahn an. Es gibt ja drei verschiedene Systeme: Eternit, Beton und Filz. Auf vielen Eternitanlagen liegt ein gutes Ergebnis irgendwo zwischen 18 und 21 Schlägen.


ZEIT ONLINE: Für 18 Löcher.

Schumacher: Genau. Also fast immer ein Ass. Ich persönlich bin auf Eternit am schwächsten, im Turnier habe ich erst einmal eine 18 gespielt. Es gibt aber Anlagen, auf denen manche Spielerinnen und Spieler einen Schnitt zwischen 18 und 19 Schlägen pro Runde spielen. Auf Beton und Filz macht man sieben bis neun Asse pro Runde, unter 30 ist dann gut. Filz ist meine Stärke. Bei der Finalrunde der Deutschen Meisterschaften habe ich mit einer 24, also zwölf Asse und sechs Zweien, den Titel gewonnen.


ZEIT ONLINE: Diese Minigolferinnen, was ist das für ein Völkchen?

Schumacher: Sie sind sehr ehrgeizig. Und nerdig, aber im positiven Sinne.


ZEIT ONLINE: Und was ist toll am Minigolf?

Schumacher: Die Tüftelei, die Kreativität, der Wettkampf an sich. Diese Abfolge von Konzentration, Präzision und Emotion, das ist schon besonders. Es wird sehr viel Dopamin ausgeschüttet, wenn man in den Flow kommt und man einfach einen guten Schlag nach dem anderen macht. Aber auch sonst gibt es relativ häufig Erfolgserlebnisse. Eben jedes Mal, wenn der Ball ins Loch geht. Man wird in jedem Fall schneller belohnt als ein Golfspieler.


Quelle: Zeit online - 12. August 2023, 16:11 Uhr

Minigolf – eine kleine Geschichte

 

In den 1920er-Jahren sind erste Ansätze für ein „Golfspiel auf Bahnen“ in Amerika und England festgestellt worden. In den 30er-Jahren waren in London in fast allen Parks „Kleingolf-Anlagen“ zu finden. Auch in Deutschland und in Skandinavien gab es in dieser Zeit ähnliche „Kleingolfbahnen“ ohne jede Normung. Bedingt durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges verschwand das „Kleingolf-Spiel“ jedoch genauso schnell, wie es entstanden war.

Das heutige Minigolf ist ein Sammelbegriff für den Sport auf verschiedenen Kleingolfbahnen. Es entwickelte sich aus dem Großgolf. Bedingt durch den Platzbedarf und die Kosten für eine Großgolfanlage, war die Suche nach einer kleineren Lösung nur logisch.


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